Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

Jungsozialisten, Linkswende 1969-71 

Die Jungsozialisten haben von 1969 bis 1971 (in der Zeit der Studentenbewegung) eine "Linkswende" vorgenommen und sich in der SPD als "innerparteiliche Opposition" aufgebaut.

Der Juso-Strategiekongress 1971 fand  in der Phase des Zerfalls der außerparlamentarischen Opposition statt. Viele Aktivisten aus der Schüler- und Studentenbewegung der sechsziger Jahre sind in diverse kommunistische Gruppen gegangen (wenige in die  stalinistische DKP, die meisten in maoistische Gruppen wie den KBW und die KPD/ML). Die Jusos waren damals an den Universitäten (meist im SHB oder SHB/SF) der "rechte Rand" der Linken - auch wenn aus heutiger Sicht die antikapitalistische Diktion der Juso-Positionen auffällig ist.

Als Kernidee der Jusos bezeichnen kann man wohl (zumindest aus heutiger Sicht) die Entwicklung eines demokratisch-sozialistischen "Dritten Weges" zwischen Kapitalismus und Kommunismus (in Form der sich damals kommunistisch nennenden Systeme in Osteuropa und China). Am Kapitalismus kritisiert wurde u. a. die politische Macht großer Unternehmen, die Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung, die öffentliche Armut bei gleichzeitigem privatem Reichtum, die Sozialisierung von Verlusten und die  Privatisierung von Gewinnen, die ungleiche Bildungschance je nach sozialer Herkunft usw.. Die fehlende Demokratie und die geringe ökonomische Effizienz der Systeme in Osteuropa und in China erschienen den Jusos nicht vorbildlich - im Gegensatz zu vielen damaligen Kommunisten. Den Jusos ging es um die Entwicklung von Vorstellungen für "antikapitalistische Strukturreformen" in Wirtschaft und Gesellschaft und die Veränderung der SPD durch die Mobilisierung neuer Mitglieder über Basisaktivitäten in Initiativen ("Doppelstrategie"). Willy Brandts Formel des "mehr Demokratie wagen" sollte ausdrücklich auch für die Wirtschaft gelten.

Die Beschlüsse des Strategiekongresses von 1971 waren ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Juso-Fraktionen. Im Grunde wurde erst mit dem wirtschafts- und sozialpolitischen Grundsatzprogramm von 1981 ein weitgehender inhaltlicher Konsens erzielt.    

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