Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

1968: Eintritt in die SPD

Die Bremer Jungsozialisten waren 1968 von Anfang an in der außerparlamentarischen Oposition präsent. Eine Schlüsselrolle hat Olaf Dinné gespielt, der seit 1964 in der Bremer SPD (Ortsverein Altstadt, OVA) und bei den Jusos aktiv war. Er war auch einer der Inhaber der "Lila Eule", eines Treffpunkts der "alternativen Jugend-Szene" mit Jazz- und Beatveranstaltungen. Ende 1967 hatte der Berliner Studentenführer Rudi Dutschke  vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) einen Auftritt in der "Lila Eule", die für viele Jahre der Treffpunkt der kritischen Opposition blieb.   Hier gab es Diskussionsveranstaltungen, hier wurden viele Demonstationen vorbereitet.  Der zweite "Fixpunkt" war das neben der "Eule" an der Sielwallkreuzung gelegene "Cinema Osteror", das als "progressives Kino" von Gerd Settje (auch SPD-Ortsverein Altstadt) betrieben wurde.

Über den Ortsverein Altstadt wurde die innerparteiliche Opposition in der SPD organisiert und zugleich versucht, die kommunale (Stadtteil-)Politik zu gestalten. 1968 gab es in der Bremer SPD massive Konflikte z. B. wegen der Beteiligung der Bundespartei und der Bremer Bundestagsabgeordneten an der Verabschiedung der Notstandsgesetze. Gegen den Willen der Parteiführung organisierten die Jusos Demonstrationen in Bremen und die Beteiligung an der großen Demonstration in Bonn.   

Olaf Dinné hat in seinem Buch "15 Jahre SPD in Bremen, dann GRUEN" neben vielen Details seine 1968 formulierte strategische Kern-Überlegung dokumentiert (S. 83), die mich im Juli 1968 zum Eintritt in die SPD bewogen hat:

"Am 8. Juli wurde bei den JUSOS auf meinen Antrag hin ein Arbeitspapier zur Winterarbeit '68/'69 beschlossen. Ich betone in diesem Fall meine Urheberschaft daran deshalb, weil ich mich für den auch für die Bremer Parteiorgansiation sehr wichtigen Marsch durch die Institutionen der APO sehr konkret eingesetzt habe... 'Die gegenwärtige Resignation der APO, die eine Verlagerung der politischen Auseinandersetzung in die Institutionen hinein zur Folge haben wird, wird die politisch ambitionierten der APO mit einer attraktiven SPD (oder zumindest deren jüngerem Teil) konfrontiert werden und einen Sog in die Partei hinein erzeugen, auf den jede Partei letzlich lebensnotwendig angewiesen ist - nicht zuletzt die SPD'.... Die APO war eine wesentliche Bluttransfusion für die SPD."

Die zentrale Idee war, über die Organisiation der innerparteilichen Opposition bei gleichzeitiger Mobilisierung in der Gesellschaft ("Doppelstrategie") zuerst die SPD und dann die Gesellschaft insgesamt zu verändern. 

1968 sind nur sehr Wenige aus der APO zu den Jusos und in die SPD gekommen. Ich habe 1969 noch aktiv die Zeitung "Schüler-Information" gemacht und mich im Ortsverein nicht sehen lassen.  Erst nach meiner Gast-Teilnahme am Bundeskongress der Jusos 1970 in Bremen habe ich mich aktiv bei den Bremer Jusos (Juso-Rat) beteiligt und an der "Linkswende" des Ortsvereins Peterswerder (1971/72) mitgewirkt. 1971 war ich dann Bremer Delegierter zum Juso-Bundeskongress in Hannover und 1972 Delegierter des Ortsvereins Peterswerder für den Unterbezirk Bremen-Stadt.

Insgesamtz war die Strategie erfolgreich. So hat Klaus Wedemeier, der 1971 als Juso-Landesvorsitzender in das Bremer Parlament einzog, für ein Buch über "1968 in Bremen" einen Beitrag unter der Überschrift "Vom 68er zum Bürgermeister" geleistet.