Edgar Einemann

Die Truman Show. 1998. (P. Weir). (PDF)

Analyse-Anmerkungen zu „Die Truman Show“

Der Film aus dem Jahr 1998 hat eine Länge von 99 Minuten. Im Kern wird gezeigt, wie Medien-Macher (hier: der Produzent/Regisseur im Rahmen eines Hollywood-Studios) für das Fernsehen eine scheinbare Reality-Show (über 10.000 Tage für 24 Stunden auf Sendung) in einer komplett von ihnen gestalteten Welt realisieren. Die scheinbare Realität wird komplett gestaltet. Die in einer künstlichen Stadt agierenden Menschen sind Schauspieler (bis auf den Hauptdarsteller Truman Burbank), und alle Vorkommnisse wie das Wetter,  Verkehrsstaus und Sonnenaufgänge sind ebenso arrangiert wie intime persönliche Beziehungen vom Eheleben bis zu Dialogen mit dem engsten Freund. Der Regisseur hat alles unter Kontrolle und steuert das Geschehen, das vom Fernsehpublikum verfolgt und mit großen Emotionen begleitet wird. Alles Private wird öffentlich, es sind 5.000 Überwachungskameras installiert. Für die Unterhaltung des Publikums (außerhalb der Show) scheut sich der Regisseur nicht einmal, Truman fast in den Tod zu treiben – er bestellt Starkwind, Blitze und Seegang, um dessen Boot zum Kentern zu bringen und  riskiert dabei, dass der ertrinkt. Das wird letztlich durch die Intervention des Vertreters des Hollywood-Studios verhindert, der für solche Bilder nicht von aller Welt verantwortlich gemacht werden möchte – letztendlich entscheidet der Studio-Boss und nicht der Regisseur/Produzent.
Eine Finanzquelle der Show ist das Produktplacement, das häufiger für die Beteiligten unvermittelt eine Rolle spielt.
Für die Manipulation von Truman werden nicht nur Personen seines Vertrauens wie seine Ehefrau und sein bester Freund aus Kinderzeiten eingesetzt (der bekommt per Funk vom Regisseur direkte Anweisungen in Bezug auf seine Wortwahl im Dialog mit Truman), sondern auch die „klassischen“ Medien. Wenn etwas Außergewöhnliches passiert oder bei Truman bestimmte Effekte erreicht werden sollen, gibt es schnell die entsprechenden Erklärungen im Autoradio, in der Tageszeitung, auf einem Plakat oder im Fernsehen.
Am Ende zeigt der Film aber auch, dass alle Manipulationen und Unterdrückungen an die Grenzen der menschlichen Selbstachtung und des menschlichen Freiheitsdrangs stoßen. Es gelingt nicht, Truman von seiner Flucht aus der Scheinwelt abzuhalten – er lässt sich nicht dauerhaft fehlinformieren und unterdrücken. Seine erste Flirt-Freundin (natürlich auch eine Schauspielerin), die ihn wirklich mag und warnt, wird aus der Sendung entfernt – kämpft aber in der realen Welt für ihn („Free Truman“) und findet nach dem Ende der Show zu ihm.

Filmbeschreibung
Truman Burbank wurde als Kind von einer Filmgesellschaft adoptiert, um sein Aufwachsen in einer Reality-Show im Fernsehen live zu übertragen. Er ist die einzige „echte“ Figur in einer fiktiven Kleinstadt namens Seahaven, die unter einer riesigen Kuppel oberhalb von Hollywood aufgebaut wurde und in der – bis auf Truman – ausschließlich Schauspieler unter dem Kommando des Regisseurs (Produzenten) Christof agieren. Dieser ist der Herr über das Geschehen – er macht das Wetter und trifft die Entscheidungen über die Inszenierungen. Eine der Schauspielerinnen erklärt schon im Vorspann: Für mich ist öffentlich und privat identisch.
Der Film beginnt am Tag 10.909 der Dauer-TV-Serie. Es fällt eine Scheinwerfer-Lampe vom Himmel, Truman wundert sich über das Aussehen, das sich von den Lampen in Seahaven unterscheidet. Zur Zerstreuung seines Misstrauens wird ihm über das Autoradio gemeldet, es handele sich um einen Verlust aus einem Flugzeug. Auf der Straße wird er scheinbar grundlos vor ein großes Werbeplakat geschoben – er ahnt nichts von der Finanzierung der Show auch über Produkt-Placement.
Truman träumt von Fidschi und will dorthin reisen. Nach seinem Besuch in einem Reisebüro meldet lokale Zeitung, der Ort Seahaven sei die absolute Nummer eins. Während der Gartenarbeit wird Truman mit Produktwerbung belästigt. Er will seinen Job als Versicherungsangestellter aufgeben, und träumt von Fidschi am anderen Ende der Welt – aber ihm fehlen Geld und Planung. Er will die Reise von seinen Prämien bezahlen. Seine Frau will ihm die Flucht ausreden und verweist auf die abzuzahlenden Hypotheken für Haus und Auto. Sie wünscht sich ein Baby, aber Truman will die Welt sehen.
Eingeblendet werden zwei Sicherheitsleute, die kritisieren, dass die installierten Kameras das Bett in der Wohnung nicht zeigen.
In einer Rückblende wird gezeigt, wie Truman als Kind mit seinem Vater einen Segeltörn unternimmt, wobei das Boot kentert und sein Vater stirbt. Am Strand trifft ihn dann ein gezielter Regenschauer, der in der Kleinstadt insgesamt erst später einsetzt. Später trifft Truman in der Stadt zufällig seinen alten Vater wieder, der aber zügig „entführt“ wird. Er berichtet seiner Mutter von dem Treffen, die ihm aber nicht glaubt.
Es gibt eine Rückblende: Truman wird von einer blonden Frau angesprochen, die ihn später heiratet. Seine Sympathien gelten aber einer jungen Frau (natürlich auch eine Schauspielerin), die aber nicht mit ihm reden darf, echte persönliche Sympathien für ihn entwickelt und mit ihm aus der Bibliothek an den Strand geht. Sie klärt ihn auf: „Die werden jeden Augenblick hier sein, die wollen nicht, dass ich mit Dir rede – die beobachten alles, was Du tust“. Dann wird sie von ihrem angeblichen Vater abgeholt und Truman wird mitgeteilt, dass sie Seahaven verlässt; Truman erfährt, dass sie nach Fidschi gereist ist. Faktisch wird sie aus der Serie entfernt.
Dem Fernsehzuschauer wird ein Einblick in das reale Leben einer Truman-Bar gegeben, in der Menschen über die Szene in der Fernsehserie diskutieren.
Truman hat Augenpartien von Frauen aus Zeitschriften ausgeschnitten und gesammelt; er setzt sie neu zusammen.
Truman fährt im Auto und hört im Radio einen Bericht über sich selbst – es gab ein Frequenz-Problem. Er fühlt sich beobachtet, dringt in das Gebäude eines (fiktiven) Senders ein, bemerkt dort einen Aufzug ohne Rückwand, in dem sich aber Personen befinden – und fliegt schnell aus dem Haus heraus. Er erzählt seinem alten Freund davon, dass das Radio über ihn berichtet habe, das sein Vater leben würde und er die Stadt verlassen möchte. Der Film-Zuschauer bekommt die Information, dass in der Stadt 5.000 Kameras installiert sind.
Der misstrauische Truman verfolgt seine Frau, eine angebliche Krankenschwester, bis in die Klinik, wo es anscheinend eine Operation geben soll.
Truman hält an seinem Wunsch fest, nach Fidschi zu reisen. Er bemüht sich in einem Reisebüro um eine Flugbuchung – überall befinden sich Hinweise mit Warnungen vor großen Gefahren und Kriegen, und einen Flug soll es angeblich erst in einem Monat geben. Daraufhin steigt er in einen Bus, der angeblich nach Chicago fahren soll – der Bus ist allerdings kurzfristig defekt und kann nicht losfahren.
Eingeblendet wird wieder eine Diskussion in einer Truman-Bar, in der es darum geht, was wer warum macht.
Truman findet heraus, dass sich die von ihm wahrgenommenen Personen und Autos im Wesentlichen im Kreis bewegen und er sie in konstanter Regelmäßigkeit wieder sieht. Seine Frau will ihn vertrösten, aber er fährt mit ihr mit dem Auto los – und kommt nicht weit, weil überall ein großer Stau ist und die Straßen blockiert sind. Er fährt im Kreis – und 1 Minute später ist die vorher noch total verstopfte Straße frei. Er fährt eine verbotene Strecke über eine gesperrte Brücke – und schon gibt es einen Alarm und Sperrungen zunächst wegen eines angeblichen Waldbrandes, dann wegen eines Atom-Unfalls. Truman flüchtet und wird wieder eingefangen.
Während einer Diskussion zwischen Truman und seiner Frau macht diese einen Reklame-Spruch für ein Nahrungsmittel; der Konflikt zwischen beiden eskaliert und die Frau fühlt sich durch ein von ihr aktiviertes Küchenmesser bedroht – sie beklagt (in die für Truman nicht erkennbare Überwachungskamera) die Unprofessionalität der Organisation.
Truman soll beruhigt werden und hat ein Treffen mit einem engen Freund, den er seit seinem siebten Lebensjahr kennt. Zu diesem hat er großes Vertrauen, sie beteuern ihre Brüderschaft. Das Agieren des Freundes in dem sehr privaten Gespräch wird vollständig von dem Regisseur der Sendung gesteuert, der mit ihm über Funk verbunden ist und die Sätze vorspricht, die dieser an Truman richten soll. Zusätzlich gibt der Regisseur noch Anweisungen an die Technik: er wünscht nicht zu viel Nebel, den Einsatz von Kamera drei usw. Eingeblendet wird wieder die Truman-Bar, in der es betroffene Gesichter gibt. Die Menschen sind ergriffen, der Regisseur gibt Kamera-und Musik-Anweisungen, und das Team ist von dem inszenierten Familien-Drama begeistert.
Trumans Flirt-Freundin vom Strand sieht die Sendung im Fernsehen. In einer anderen Fernseh-Sendung aus Hollywood wird ein Interview mit dem Regisseur der Truman-Show gezeigt. Dabei wird darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Truman-Show zum ersten Mal ein Fernseh-Sender ein Kind adoptiert hat. Es gibt Zuschauer-Fragen, und der Regisseur verteidigt seine Show mit dem Hinweis darauf, dass die Welt draußen pervers sei. Gezeigt wird Trumans Flirt-Freundin bei einer Protest-Aktion gegen die Show mit einem Plakat mit der Aufschrift „Free Truman“.
Truman spielt die Show weiter mit und man fragt sich, ob er alles durchschaut hat. Er stellt sich schlafend, ist aber im Dachgeschoss des Hauses. Sein Freund wird in das Haus geschickt und bekommt bei der Suche Anweisungen vom Regisseur. Als Truman nicht gefunden wird, gibt es die Anweisung: „Sendung abbrechen“. Das Fernsehen meldet eine „technische Störung“. Truman wird gesucht, die ganze Schein-Stadt mit allen Schauspielern ist auf der Suche. Nachdem weder Suchtrupps noch Überwachungskameras fündig geworden sind, erkennt der Regisseur einen Lichtmangel und ordnet schlichtweg einen Sonnenaufgang an. In der Stadt müssen alle Schauspieler wieder auf ihre Ausgangsposition. Truman wird auf einem Segelboot gesichtet und die Sendung wird fortgesetzt.
Es soll ein Boot aktiviert werden, um Truman zu verfolgen – aber die Schauspieler sind trotz entsprechender Uniform nicht in der Lage, das Boot zu bedienen. Der Regisseur ordnet ein Unwetter an. Als Truman tapfer kämpft und seine Reise fortsetzen will, setzt der Regisseur massiv Blitze ein. Von dem anwesenden Verantwortlichen des Studios kommt der Einwand: „Die ganze Welt schaut zu. Wir können ihn nicht live vor dem Publikum sterben lassen“. Darauf entgegnet der Regisseur: „Er wurde live vor dem Publikum geboren“. Der Regisseur ordnet stärkeren Wind und das Kentern des Bootes an. Der Studio-Verantwortliche: „Beenden Sie die Übertragung“. Ein Mitarbeiter aus der Technik:  „Er wird ertrinken“.
Das Publikum in der Truman-Bar ist betroffen und fasziniert. Der Regisseur trifft die Entscheidung: „Es reicht!“. Truman überlebt, zieht mit letzter Kraft die Segel hoch – und beendet sein entspanntes Segeln mit einem großen Knall, weil sein Boot an die Wand der Kunst-Welt gestoßen ist. Er kann die Wand nicht durchbrechen, schreitet aber den vermeintlichen Horizont auf See ab und gelangt über eine Treppe zu einem Ausgang. Er öffnet die Tür und es kommt zu einem Dialog zwischen Truman und dem Regisseur Christof. Dieser sagt ihm: „Du bist der Star… Du warst echt…. Da draußen findest Du nicht mehr Wahrheit, als in der Welt, die ich für Dich geschaffen habe... Ich beobachte Dich schon Dein ganzes Leben lang… Du kannst nicht weggehen. Du gehörst hierher, zu mir“.
Truman geht doch durch die Tür und seine Flirt-Freundin läuft zu ihm. Das Fernsehen-Publikum feiert seinen Ausstieg – der Regisseur bricht die Sendung ab.