Edgar Einemann

Good Bye Lenin. 2003. (W. Becker). (PDF)

Analyse-Anmerkungen zu Good Bye Lenin

Der Film aus dem Jahr 2003 hat eine Länge von 117 Minuten (DVD) und spielt im Ost-Berlin der Wende-Zeit vor und nach der Deutschen Einheit (1989/90); in den Hauptrollen agieren Katrin Sass (als Mutter Christiane Kerner) und Daniel Brühl (als Sohn Alexander Kerner).
Der Film beschreibt den Versuch der Konstruktion von gesellschaftlicher Realität auch mit Hilfe der Manipulation des Mediums Film/Fernsehen. Eine nach 8 Monaten aus dem Koma erwachte Herzinfarkt-Patientin (Christiane Kerner) wird unter der Maxime der Schonung ihrer Gesundheit vom realen Leben ferngehalten. Ihr Sohn (Alexander Kerner, Alex) hat entschieden, dass die Betreuung der Mutter in der eigenen kleinen Wohnung (die sie gemeinsam mit Sohn, Tochter, deren Kind und deren Freund bewohnt) statt in einer medizinischen Einrichtung erfolgen soll. Zur Vermeidung jeglicher Aufregung der für die DDR engagierten Frau sollen in ihrem Lebensumfeld keine Hinweise auf den Zusammenbruch der osteuropäischen Gesellschaftssysteme und  der DDR auftauchen. Die schon modernisierte und verwestlichte Plattenbau-Wohnung in Ost-Berlin wird auf das Niveau der Zeit vor der Wende zurückverwandelt.
Es erweist sich als unmöglich, alle Signale aus der realen Realität von der weitgehend isolierten Person fernzuhalten. Sie sieht West-Reklame, Personen und Autos aus dem Westen und den Abtransport der großen Lenin-Büste mit einem Hubschrauber. Ihr Sohn ist mit der Konstruktion der fiktiven DDR-Welt beschäftigt ist und hat große Schwierigkeiten schon alleine deshalb, weil in der DDR beliebte Produkte schlicht nicht mehr verfügbar sind. Während dieses Problem durch Etikettenschwindel umgangen wird (die Verwendung abgelöster alter Aufkleber auf neuen Gläsern lassen West-Produkte als Ost-Produkte erscheinen), erweist sich die völlige Kontrolle des sozialen Umfelds als nahezu unmöglich. Die inzwischen für Burger King arbeitende Tochter (Ariane) hatte von vornherein Bedenken gegen die Manipulation, ihr aus dem Westen stammender Freund kann seine Ost-Biografie nie überzeugend simulieren. Die aus Russland stammende Krankenschwester und Freundin (Lara) von Alex kann das Schauspiel meist nicht ertragen und versucht sogar, die Mutter aufzuklären. Das sehr junge Enkelkind (mit Windeln ausgestattet) hat den Plan von Alex wohl noch nicht verstehen können und macht die im Bett liegende Oma auf ein vorbeifliegendes Luftschiff mit West-Reklame aufmerksam.
Alex entscheidet sich nicht für die Leugnung, sondern für die Um-Interpretation der Realität – er will die Wahrheit der Wahrnehmung seiner Mutter als scheinbar überzeugte DDR-Anhängerin anpassen und produziert dazu Fälschungen der DDR-Nachrichtensendung „Die Aktuelle Kamera“. Unter Rückgriff auf Sequenzen aus dem (inzwischen westlichen) Fernsehen und eigene Aufnahmen mit dokumentarischem Charakter werden Berichte produziert, die (scheinbar) den Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus und das Fortbestehen der DDR belegen. Die nach dem Fall der Mauer in den Westen flüchtenden DDR-Bürger werden zu Bürgern der Bundesrepublik erklärt, die dem Kapitalismus entkommen wollen, sich unter Jubel in die DDR absetzen und dort ein Begrüßungsgeld erhalten. Als das auch fiktive Ende der DDR vorbereitet werden soll, wird der in der DDR beliebte erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn (der im realen Leben als Taxifahrer arbeitet) in der gefälschten Nachrichtensendung (zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit bei der Mutter) dazu gebracht, als Nachfolger von Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der DDR zu fungieren und den Fall der Mauer (als Ausdruck des Sieges des Sozialismus) zu verkünden. Es ist scheinbar gelungen, der Mutter das Ende der „sozialistischen“ DDR bis zu ihrem Tod kurz nach dem 3. Oktober 1990 zu verheimlichen.
Die Kinder schaffen es nicht, die Mutter über ihre Lüge aufzuklären. Diese beichtet aber den Kindern, dass sie (entgegen ihrer bisherigen Darstellung) von ihrem Mann nicht wegen einer anderen Frau im Westen verlassen worden sei, sondern dass sie selbst die gemeinsam beschlossene Flucht aus der DDR nicht nachvollzogen und Angst davor gehabt habe, dass man ihr die Kinder wegnimmt. Ihr übersteigertes Engagement für das System war also keineswegs mit kritikloser Zustimmung zu verwechseln.
In dem Film sind nicht „die Medien“, „das Kapital“ oder finstere Mächte für die Konstruktion von Realität und die Manipulation von Menschen verantwortlich, sondern eine Privatperson mit Unterstützung eines Film-Amateurs. Realität wird nicht vollständig konstruiert und auch nicht komplett ausgeblendet, sondern in Kenntnis der subjektiven Wahrnehmungsmuster einer Zielperson uminterpretiert. Die Wahrheit wird der Wahrnehmung des Menschen angepasst, Glaubwürdigkeit wird gefördert durch den Einsatz von vertrauenswürdigen Personen als Quelle und die Anpassung des vom Medium vermittelten Bildes an die vorhandenen Deutungsmuster des Empfängers. Allerdings ist die völlige Abschottung eines Menschen vor allem deshalb nicht möglich, weil er in Kontakt zu anderen Menschen kommt, die nicht alle als perfekte Schauspieler funktionieren wollen oder können. Im Übrigen hat der Film (natürlich) nicht die Frage beantwortet, wie man einen mit einem Fernsehgerät ausgestatteten (kranken und im Bett liegenden) Menschen dazu bringen kann, dieses Medium nur zum Verfolgen einer Nachrichtensendung (und das lediglich sporadisch und unter Kontrolle von anderen Personen) zu nutzen.

Filmbeschreibung
Der Film beginnt mit Bildern aus dem Ost-Berlin des Jahres 1978. Zwei Kinder sehen den Bericht des Starts zu einem Weltraum-Flug aus der UdSSR (Sojus 31) mit einem Kosmonauten aus der DDR (Sigmund Jähn) an Bord, der von den Kindern bewundert wird (und in der DDR wohl als Idol galt). Der Kommentar des Jungen Alex  (Alexander Kerner), aus dessen Perspektive der Film erzählt wird: Damals waren wir noch auf Weltniveau, aber von da an ging es mit unserer Familie den Bach hinunter. Der anscheinend in den Westen geflüchteter Vater hat die Mutter (Christiane Kerner) und ihre beiden Kinder Alex und Ariane in Ost-Berlin zurückgelassen, und die bekommen Besuch von Vertretern der Obrigkeit (wohl Stasi-Agenten). Christiane Kerner verfällt in schwere Depressionen, spricht mit niemandem einschließlich ihrer Kinder und kommt für acht Wochen in eine Klinik. Danach ist sie angeblich zurück im Leben, was Alex so darstellt: von da an hat sie sich ihrem sozialistischen Vaterland verheiratet. Sie kümmert sich z. B. um die Sorgen von Bürgern und Kindern in der FDJ (Freie Deutsche Jugend, Jugendorganisation der regierenden Einheitspartei SED) und bekommt für ihr Engagement in der Hauptstadt der DDR die höchste DDR-Auszeichnung.
Der Film macht einen Zeitsprung zum 7. Oktober 1989, zum 40. Jahrestag der DDR. Alex arbeitet inzwischen bei einem Unternehmen in der Fernseh-Reparatur und kommentiert die im Fernsehen übertragene Militärparade (aus aktueller Sicht) damit, ein überdimensionierter Schützenverein habe seine letzte Vorstellung gegeben. Die Tochter Ariane Kerner hat inzwischen ein Baby und wohnt mit Bruder Alex und Mutter Christiane in einer kleinen Plattenbau-Wohnung („ 79m² DDR“). Christiane Kerner hat zu den Feierlichkeiten des Jahrestages der DDR eine Einladung in den Palast der Republik erhalten, auch Michail Gorbatschow, der Generalsekretär des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) und spätere Staatspräsident der Sowjetunion, wird erwartet. Am Abend kommt es zu einer Demonstration in der Stadt (Abendspaziergang für die Freiheit), an der auch Alex teilnimmt und eine junge Frau (Lara) kennenlernt. Aufgrund des Polizeieinsatzes und von blockierten Straßen kann Christiane Kerner ihre Autofahrt zum Palast der Republik nicht fortsetzen, ihr wird die U-Bahn empfohlen. Sie sieht, wie Demonstranten von der Polizei verprügelt werden und wie ihr Sohn Alex festgenommen wird. Sie bricht auf der Straße zusammen, Alex wird abtransportiert. In der Haft bekommt er einen Zettel mit einer Notiz, wird freigelassen und begibt sich in die Klinik, in der seine Mutter liegt. Er erfährt, dass sie einen Herzinfarkt hatte und ihr Zustand aufgrund der späten Wiederbelebung ernst sei. Sie befindet sich für die nächsten acht Monate im Koma.
Alex berichtet im Zeitraffer (es werden dokumentarische Film-Berichte eingesetzt) über die wichtigsten Veränderungen zwischen Oktober 1989 und Juni 1990. Im Fernsehen wird der Abtritt des Staatsratsvorsitzenden der DDR (Erich Honecker) gemeldet, gezeigt werden die Szenen vom Fall der Mauer und dem Jubel der Menschen über ihre neue Freiheit, (Stasi-)Akten rieseln aus dem Fenster eines großen Gebäudes. Alex macht einen ersten Ausflug in den Westen, es gibt die ersten freien Wahlen und seine Schwester Ariane wechselt aus dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu einem Job als Verkäuferin bei Burger King. Die Veränderungen in der eigenen kleinen Wohnung beschreibt Alex als zunehmende Verwestlichung. Er trifft seine aus Russland stammende Demo-Bekanntschaft Lara als Schwester in der Klinik wieder. Inzwischen wurde die Firma, in der Alex gearbeitet hat, abgewickelt – er hat erlebt, wie ein (DDR-)Held der Arbeit arbeitslos wurde. Er bekommt einen neuen Job als Installateur von Satelliten-Anlagen bei der Firma X-TV - dort hat er Schichtdienst, kann seine Mutter nicht mehr regelmäßig im Krankenhaus besuchen und spricht ihr Botschaften auf Band, die ihr im Koma von Schwester Lara vorgespielt werden. Er hat einen Kollegen (Dennis), dessen Hobby die Produktion von kleinen Filmen ist. Der konnte schon (vor dem digitalen Zeitalter) Trickfilme produzieren und führt Alex stolz eine kleine Sequenz vor, in der sich ein fliegender Hochzeitsstrauß in eine Hochzeitstorte verwandelt. Alex fasst die Vorgänge so zusammen: „Mutter verschlief den Siegeszug des Kapitalismus“. Und: „Alles, woran sie glaubte, hat sich in ein paar Monaten in Luft aufgelöst, einfach so“. Er glaubt, es sei für seine Mutter gut, dass sie von alledem nichts mitbekommen habe.
Alex und Lara sind am Krankenbett von Christiane Kerner zusammen, küssen sich – und die Mutter erwacht aus dem Koma. Ein Arzt erklärt Alex und seiner Schwester den Ernst der Lage: die Mutter sei weiterhin in großer Gefahr und dürfe keiner Aufregung ausgesetzt werden, das bedeutet für Sie Lebensgefahr. Er empfiehlt den Verbleib im Krankenhaus. Alex entscheidet (gegen den Rat des Arztes und den Wunsch seiner Schwester), die Mutter auf eigene Verantwortung in die Wohnung zurückzuholen. Die zentrale Begründung: im Krankenhaus sei nicht zu verhindern, dass sie über die gesellschaftlichen Veränderungen informiert werden würde – das würde sie zu sehr aufregen. Die inzwischen modernisierte und verwestlichte Wohnung wird auf das DDR-Niveau aus der Zeit vor der Wende zurückgestylt. Da Schwester Ariane und ihr neuer (aus dem Westen kommender) Freund die Mitarbeit verweigern, lässt sich Alex von seinem Kollegen Dennis unterstützen.
Bei ihrer Ankunft in der Wohnung stellt die Mutter denn auch zufrieden fest, dass sich nicht viel verändert habe. Sie wünscht sich Spreewald-Gurken, die Alex in den neuen Supermärkten allerdings genauso wenig auftreiben kann wie andere frühere DDR-Produkte. Er sucht im Müll nach alten Gläsern, löst die alten Aufkleber ab, klebt sie auf neue Gläser und füllt diese mit handelsüblichen Produkten. Es wird eine Szene eingeblendet, in der die Bürger den Zugang zur D-Mark freudig begrüßen; Alex möchte die Ersparnisse seiner Mutter retten, sie soll eine Bank-Vollmacht unterschreiben. Auf die Frage nach dem Geldbedarf der Kinder wird ihr erklärt, das bestellte Auto (Trabant) könne schon abgeholt werden - die Mutter zeigt sich verwundert darüber, dass die Lieferzeit auf drei Jahre verkürzt werden konnte. Sie erklärt den Kindern, dass sie ihr Geld allerdings nicht auf der Bank deponiert, sondern versteckt habe – sie kann sich allerdings nicht daran erinnern, wo es sich befindet. Die Kinder ahnen, dass das Geld mit der Modernisierung der Wohnung verschwunden sein könnte. Später erinnert sich die Mutter an den Ort des Verstecks, Alex findet die alte Kommode in einem Raum mit ausrangierten Möbelstücken, rettet 30.000 Ostmark und geht damit zur Sparkasse. Dort wird ihm erklärt, dass die Umtauschfrist seit zwei Tagen abgelaufen sei und er dafür keine D-Mark bekommen würde; sie fliegen raus. Er befindet sich zusammen mit Lara auf einer Dachterrasse, zerreißt die Geldscheine und lässt sie herunterrieseln. Bei der Wohnung, in der sich Alex und Lara des Öfteren aufhalten, handelt es sich angeblich um eine von vielen verlassenen Wohnungen, in die die geflüchteten DDR-Bürger nicht zurückgekehrt sind. Hier finden sie noch viele alte DDR-Produkte, die Alex für das Aufrechterhalten der Lebens-Illusion seiner Mutter gebrauchen kann.
Ein Wunsch der Mutter bestand darin, ein Fernsehgerät in ihr (Kranken-)Zimmer in ihrer Wohnung zu bekommen. Alex diskutiert das Problem mit seinem Kollegen Dennis; der verfügt noch über Bänder mit Aufnahmen von alten DDR-Fernsehsendungen wie der „Aktuellen Kamera“ und dem „Schwarzen Kanal“. Im aktuellen Fernsehen wird über den Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1990 und ihre vertiefende Wirkung für die deutsche Einheit berichtet – Alex will aber in der Wohnung seiner Mutter die alte DDR wieder aufleben lassen. Er baut das Fernsehgerät im Zimmer der Mutter auf und installiert im Nebenzimmer einen Videorecorder, in den er ein mit Dennis produziertes Band mit einer Sendung der „Aktuellen Kamera“ einlegt. Zur Verwunderung der Mutter gibt es beim Start einen kleinen Fehler – es befindet sich eine kurze Werbe-Sequenz für das neue Satelliten-Fernsehen auf dem Band.
Die traditionelle Geburtstagsfeier der Mutter wird in der früheren Form als DDR-Veranstaltung organisiert. Kinder werden für 20 DM zu einem Auftritt im FDJ-Look überredet, die Mitglieder der Hausgemeinschaft erscheinen wie früher, die Mutter bekommt einen Präsentkorb mit DDR-Produkten und ein ehemaliger SED-Mann dankt Christiane Kerner im Namen der Parteileitung für ihr großes Engagement. Alle spielen mit, nur der aus dem Westen kommende neue Freund von Tochter Ariane spielt seine Rolle schlecht und findet nicht die korrekten Worte für die angeblichen DDR-Funktionen, die er innehat.
Die im Bett liegende Mutter kann durch das Fenster eine große Reklame für Coca-Cola sehen und ist irritiert. Alex kommt auf die Idee, mit Dennis für Ihre persönlich produzierte „Aktuelle Kamera“ einen Beitrag vor einem Firmensitz von Coca-Cola zu drehen, das Dreh-Verbot eines Sicherheitsmannes in die Reportage zu integrieren und zu behaupten, die DDR habe ein Abkommen mit Coca-Cola geschlossen. Dennis ist begeistert davon, dass die gefälschten Sendungen bei der Mutter so gut ankommen und Alex kommt zu der Erkenntnis: „Als ich an diesem Tag in die Wolken starrte, wurde mir klar, dass die Wahrheit nur eine zweifelhafte Angelegenheit war, die ich leicht Mutters gewohnter Wahrnehmung angleichen konnte“. Er müsse nur in die Sprache der Aktuellen Kamera studieren und den Ehrgeiz von Dennis als Filmregisseur anstacheln.
Alex wird von seiner Schwester darüber informiert, dass sie ihren Vater als Kunden beim Drive-In von Burger King an seiner Stimme erkannt habe. Seine Freundin Lara besteht darauf, dass er seine Mutter über die Wahrheit aufklären solle. Alex schläft im Zimmer seiner Mutter ein und ihm entgeht, dass diese von ihrem kleinen Enkelkind auf ein vorbeifliegendes Luftschiff mit West-Reklame aufmerksam gemacht wird. Sie verlässt Zimmer, Wohnung und Haus und wird zu ihrem Erstaunen im Fahrstuhl mit einem Hakenkreuz-Symbol und vor dem Haus mit einem Möbel-Transporteur konfrontiert, der ihr erklärt, aus Wuppertal zu kommen. In ihrem Wohnumfeld nimmt sie Werbe-Plakate für IKEA, einen Automarkt mit West-Fahrzeugen und Werbung für Dessous zur Kenntnis. Sie erlebt den Abtransport der großen Lenin-Büste durch einen Hubschrauber, wird schließlich von Alex und Ariane gefunden und wieder in die Wohnung gebracht. Sie fragt verwundert: „Was ist hier eigentlich los?“.
Alex kommt wohl zu dem Ergebnis, dass ein Leugnen der Realität zwecklos ist und entscheidet sich für eine der Mutter möglicherweise plausible Interpretation. Er produziert mit Dennis eine Version der „Aktuellen Kamera“, in die viele dokumentarische Elemente eingebaut und in einen neuen Zusammenhang gestellt werden. Es wird erklärt, die Bürger der Bundesrepublik wären von der Öffnung der Mauer begeistert und würden massenhaft in die DDR flüchten, die sie mit einem Begrüßungsgeld in Höhe von 200 Mark empfangen würde. Sie hätten sich entschieden, dem Kapitalismus angesichts von Arbeitslosigkeit, zunehmendem Rechtsradikalismus und mangelnder Zukunftsperspektive den Rücken zu kehren und in den Arbeiter- und Bauernstaat DDR überzusiedeln. Es gäbe ein Programm „Solidarität West“ und Aktivitäten zur Wohnraumbereitstellung. Alex gesteht selbstkritisch ein, dass sich sein Spiel verselbstständigt hatte. Der Mutter erscheint die Story glaubwürdig, sie freut sich über den Zulauf aus dem Westen und hat die Idee, ihre Datsche (Wochenendhaus) wieder zu aktivieren. Dorthin macht die ganze Familie einen Ausflug mit dem blauen Trabbi (als Überraschung, der Mutter werden während der Fahrt die Augen verbunden) und die Mutter fragt sich, was eigentlich passiert sei in den acht Monaten, die sie geschlafen hatte.
Die Mutter beichtet ihren Kindern, dass der Vater sie nicht wegen einer anderen Frau im Westen verlassen habe, sondern die Flucht mit ihr abgestimmt gewesen sei. Sie hätte mit den Kindern nachkommen wollen, dass dann aber nicht realisiert und fortan mit der Angst gelebt, man würde ihr die Kinder wegnehmen. Das sei ihr größter Fehler gewesen, zudem habe sie ihre Kinder belogen. Sie würde ihren Ex-Gatten gerne wiedersehen. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich dramatisch, sie kommt mit Blaulicht in die Klinik. Ihre Schwester findet im Küchenschrank ungeöffnete alte Briefe ihres Vaters an ihre Mutter und registriert die Adresse des Absenders. In der Klinik wird Alex darüber informiert, dass seine Mutter einen zweiten Herzinfarkt hatte und man mit dem Schlimmsten rechnen müsse.
Nach dem Verlassen der Klinik fährt Alex mit dem Taxi zu seinem Vater in den Stadtteil Wannsee im Westen von Berlin; in dem Taxifahrer erkennt er den ersten DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn. Im großen Haus des Vaters findet gerade eine Gartenparty mit vielen Gästen, Bühne und Band statt. Alex lernt seine beiden Halbgeschwister kennen, sein Vater (der ihn zunächst nicht erkennt) erklärt ihm, drei Jahre lang jeden Tag auf eine Nachricht von seiner Familie gewartet zu haben. Alex berichtet über die Herzinfarkte der Mutter und deren Wunsch, ihren Ex-Gatten noch einmal zu sehen. Er bittet den Vater, beim Besuch der Mutter den DDR-Rückkehrer zu spielen, um sie nicht zu irritieren. Vor dem Krankenzimmer trifft er auf seine Tochter Ariane, die mit ihrem Kind auf dem Arm weggeht. Es wird berichtet, er hätte seine Ex-Frau Christiane Kerner für über 1 Stunde besucht.
Alex beschließt, die Mutter langsam auf die Veränderungen vorzubereiten und sich von der DDR mit einer Feier anlässlich ihres (fiktiven) letzten Geburtstages zu verabschieden. Dazu wird der 7. Oktober 1990 auf den 3. Oktober vorverlegt – so können Bilder von der Feier zum Tag der Deutschen Einheit einbezogen werden. Er produziert mit Dennis eine Sendung der „Aktuellen Kamera“ und geht mit einem Fernsehgerät in das Krankenzimmer von Christiane Kerner, während Dennis den Film und den Videorecorder mitbringt. Gezeigt wird ein Bericht, in dem Erich Honecker seinen Rücktritt als Staatsratsvorsitzender der DDR erklärt. Als Nachfolger wird der erste Kosmonaut der DDR, Sigmund Jähn, vorgestellt. Der hält eine Fernseh-Rede, in der er seine Freude darüber kundtut, dass so viele Menschen in die DDR kommen. Er meint, Sozialismus würde bedeuten, auf andere Menschen zuzugehen und verfügt die Öffnung der Mauer. Gezeigt wird, wie Menschenmassen (angeblich) in die DDR strömen, um dem Kapitalismus zu entkommen. Berichtet wird, sie wollten sich der Ellenbogenmentalität und der Karrieresucht entziehen und anders leben. Die eingespielten Dokumentar-Aufnahmen vom Fall der Mauer werden ergänzt durch das aktuelle Feuerwerk zur Feier des Tages der Deutschen Einheit. Mutter Christiane Kerner ist begeistert.
Der Film endet damit, dass Alex und die Mitbewohner vom Dach des Hauses eine Rakete abschießen und den Tod von Christiane Kerner bedauern.