Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

Wahlkampf, Management 

Wahlkampf-Manager ist kein Lehrberuf. Hinter diesem Titel verbergen sich zwei unterschiedliche Rollen in einer Wahlkampagne: die der strategischen Koordination und die der "technischen" bzw. organisatorischen Umsetzung.

Monate (Land) oder auch über ein Jahr (Bund) vor Wahlen beginnt eine Partei mit der Wahlkampfvorbereitung. Nicht selten wird im Wahlkampf ein Budget eingesetzt, dass die Mittel des normalen Parteibetriebes um ein Vielfaches übersteigt - eine schwere Aufgabe für das Finanzmanagement (und die Spendensammler).

In der Regel wird vom Parteivorstand eine kleine Wahlkampfleitung eingesetzt, die aus wenigen Mitgliedern besteht und im Zweifel nahezu permament tagt (und Entscheidungen trifft). In diesem dann faktisch zentralen Machtorgan der Partei sind meist Männer und Frauen vertreten, die die Funktionen Spitzenkandidat (mit Büroleiter/Referent), Parteivorsitz, Fraktionsvorsitz, Schatzmeister/Kassierer und Leitung des hauptamtlichen Apparates innehaben. Hinzugezogen werden häufig Vertreter von Werbeagenturen, Umfrage-Unternehmen und externe Strategie-Berater. Eine Person übernimmt die Koordination der Wahlkampfführung und koordiniert die Wahlkampfleitung - das ist die Rolle des Wahlkampf-Managers. Oft wird aber auch die für die technische Organisation des Wahlkampfes zuständige hauptamtliche Person als "Wahlkampf-Manager" angesehen, obwohl hier die Bezeichnung "Wahlkampf-Organisator" angemessen wäre.

Strategiepapiere für den Wahlkampf sind natürlich immer hochintern. Nur zur Vermittlung eines Eindrucks: Für die Planung des Bremer Wahlkampfes 1995 gab es die Überschriften "Ziele des Wahlkampfes - Politische Lage und Wählermarkt - Gegnerszenario - Grundanlage und Stil - Themenschwerpunkte - Personalisierung - Instrumente und Aktivitäten".

Berichte aus dem Innenleben des Wahlkampfes gibt es nicht viele. Wir haben über den Niedersachsen-Wahlkampf im Jahr 2003 berichtet. Frank Stauss hat in seinem Buch "Höllenritt Wahlkampf" einen sehr detaillierten Bericht vor allem zum Bundestagswahlkampf der SPD 2005 vorgestellt. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat einem SPIEGEL-Redakteur im Bundestagswahlkampf 2017 einen internen Einblick gestattet. Auf die begrenzte Relevanz von Internet und sozialen Netzwerken haben wir 2011 und 2012 auf Basis empirischer Untersuchungen hingewiesen.

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