Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

Schulz, Martin

Über Martin Schulz kann und will ich nicht viel sagen, ich habe ihn persönlich nie kenngelernt. Allerdings habe ich 2012 einen Bericht über eine Veranstaltung mit ihm geschrieben, die er als langjähriger Präsident des EU-Parlaments zu einem engagierten Plädoyer für "mehr Europa" genutzt und sich z. B. für Eurobonds ausgesprochen hat. 

Einen tiefen Einblick in das Agieren des Politikers Schulz als SPD-Kanzlerkandidat im Bundestagswahlkampf 2017 vermittelt eine Titelgeschichte des SPIEGEL (Nr. 40/30.9.2017). Ein Redakteur hatte die seltene Gelegenheit, einen Kanzlerkandidaten über fast ein halbes Jahr zu mehr als 50 (auch internen) Terminen zu begleiten und danach auch viele der Öffentlichkeit unbekannte Gedanken von Martin Schulz vorzustellen.

Meine darauf basierende kritische Analyse des Wahlkampfes bis zum 24. September 2017 wurde Anfang Oktober 2017 verfasst - und bietet eine Vorahnung auf das, was dann bis zum Abtritt von Martin Schulz von allen Bühnen zu seiner Selbstdemontage und zum tiefen Sturz der SPD geführt hat. Unaufrichtigkeit und inhaltliche Unklarheit führten zu Wortbrüchen und Positionswechseln, die weder der Öffentlichkeit noch der eigenen Partei vermittelt werden konnten. Das politische Ende war unaufhaltbar, als in einer dramatischen Krisensituation das persönliche Wohl entgegen anderslautender Erklärungen für alle erkennbar über das Wohl der Partei gestellt wurde.