Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

Schaaf, Thomas

Der ehemalige Trainer von Werder Bremen, Thomas Schaaf, war (ist?) zumindest in Bremen eine Legende. Von Alex Raack hat er einen Abschiedsbrief von einem Fan bekommen, wie er emotionaler und schöner nicht sein könnte – den sollte auch ein Bayern-Fan einmal lesen! Leider übermittelt das Loblied nicht die volle Wahrheit. Zu der gehört auch, dass Thomas Schaaf den Absturz der teuren Champions-League-Truppe zu verantworten hatte und am Neuaufbau (dem faktischen Austausch der kompletten Mannschaft innerhalb kurzer Zeit) gescheitert ist. Nach vielen Jahren in der Weltklasse ist das zweimalige Versinken in der Abstiegszone schädlich für das Image auch des besten Trainers.
Vermutlich werden die wahren Gründe für den Niedergang des SV Werder Bremen nie ganz an das Licht der Öffentlichkeit kommen. Der Hinweis auf den engen Finanzrahmen provoziert die Frage, wo denn die vielen Millionen aus den Jahren in der Champions-League und den Transfer-Erlösen für Stars wie Klose, Diego oder Özil geblieben sind. Am Ende der Phase im internationalen Spitzenfußball ist bekannt geworden, dass es interne Konflikte gab und der gesamten Mannschaft eine Gehaltskürzung verordnet wurde. Auf Reporterfragen zur Demotivation des Kaders wurde der damalige Sportchef Klaus Allofs sinngemäß mit den Worten zitiert: Was sollen wir denn machen, wir können ja nicht alle verkaufen. Das ist dann später mehr oder weniger wirklich passiert, und auch Klaus Allofs hat den Verein verlassen.
Die Umstände des Abschieds von Thomas Schaaf haben einen unschönen Beigeschmack, es gab nicht einmal eine ihn und seine jahrzehntelange Arbeit für den Verein würdigende gemeinsame Pressekonferenz. Thomas kam aus der eigenen Jugend von Werder, ich habe einmal vor über 35 Jahren mit der 2. Herren (Kreisklasse) ein Trainingsspiel gegen Werders 1. B-Jugend (da war ich ganz früher auch mal) mit dem Mittelfeld-Star Thomas Schaaf gemacht. Er soll eine Legende bleiben – und doch hätte er rechtzeitig abtreten sollen.