Rüstungskonversion, Alternative Produktion
In den frühen achtziger Jahren war die deutsche Friedensbewegung auf einem Höhepunkt. Es gab Demonstrationen mit hunderttausenden von Teilnehmern - aber nur wenige fragten sich nach den Perspektiven der in der Rüstungsindustrie beschäftigten Arbeitnehmer. Viele betroffene Kolleginnen und Kollegen waren nicht erfreut von der Idee, womöglich im Interesse ihrer Arbeitsplätze gegen die Friedensbewegung für mehr Rüstungsaufträge zu kämpfen zu sollen. Man stellte sich vor, es würde Frieden ausbrechen - was wäre dann mit den Arbeitsplätzen?
Gewerkschafter bei VFW/MBB in Bremen kamen auf die Idee der Entwicklung von Alternativen zur Rüstungsproduktion. Sie gründeten einen Arbeitskreis "Alternative Fertigung". Ein Vorbild waren die Aktivitäten von Gewerkschaftern um Mike Cooley bei Lukas Aerospace, die eine Vielzahl von Produktvorschlägen entwickelt hatten. Es ging dabei um einen humanen technischen Fortschritt für die Lösung von Problemen der Menschen, und damit auch um eine ökologisch orientierte Industrie-, Technologie- und Strukturpolitik.
Mit dem IG-Metall-Arbeitskreis Alternative Fertigung (gegründet und langjährig geleitet von Jörg Fischer) haben wir in Bremen in den achtziger Jahren im Kooperationsbereich zwischen Universität und Arbeiterkammer Bremen (KUA) viele Seminare und Veranstaltungen durchgeführt und eine Reihe von Publikationen zur Rüstungskonversion und alternativen Technologie-Gestaltung vorgelegt.
Das Problem hat wenig an Aktualität verloren: Für 2011 meldet das Jahrbuch 2012 des Stockholmer Friedensforschungs-Instituts SIPRI weltweite Militärausgaben von 1,7 Billionen US-Dollar. Man stelle sich vor, es würde Frieden ausbrechen: was könnte man mit diesem Geld nicht alles zur Lösung der Probleme der Menschheit beitragen ohne dass es Arbeitsplätze kosten muss!
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