Lernen, forschendes
Ein Kleinkind lernt nicht Texte auswendig, sondern entwickelt sich durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Umfeld. Lernen durch eigene Praxiserfahrungen und deren Reflexion (auch in Form von Diskussionen) ist für die menschliche Entwicklung zentral.
Die in Schulen und Hochschulen dominante Reduktion des Lernens auf das Aneignen von (Buch-)Wissen (auch als "Trichter-Form des Lernens" karikiert) hat ihre Grenzen. Wachsendes Fachwissen und wechselnde Situationen erfordern die Entwicklung von Lernfähigkeit, das Lernen selbst muss gelernt werden.
In der Gründungsphase der Uni Bremen wurde die Trennung von Forschung und Lehre kritisiert und das Prinzip des forschenden Lernens umgesetzt - Professoren arbeiteten mit wenigen Studiernden in Projekten. Dieses Prinzip kann professionelle Forschung nicht ersetzen (4 Jahre nach der Uni-Gründung kam auch in Bremen mit dem Werftprojekt das erste DFG-Projekt). Es ist aber möglich (wie z. B. an der Hochschule Bremerhaven) kleinere Forschungsaktivitäten mit Studierenden durchzuführen. Heute wird in der Hochschuldidaktik über "problembasiertes Lernen" geredet.
In der gewerkschaftlichen Arbeiterbildung hat eine in der Praxis verankerte Gruppe sehr früh Konzepte nach dem Prinzip "soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen" (Oskar Negt, 1968) entwickelt und umgesetzt. Eine Institutionalisierung bekam die Entwicklung von Konzepten auf Basis dieses Prinzips in den siebziger und achtziger Jahren im Bremer Kooperationsbereich zwischen Uni und Arbeiterkammer. Beispiele für das forschende Lernen und eine Betroffenenforschung sind die in den achtziger Jahren in Bremen im Projekt "Strukturwandel" realiserte "Arbeitermedizin" im Schiffbau und die "Alternative Produktion" in der Luftfahrt .