Brock, Adolf
Adolf Brock habe ich 1972/73 kennengelernt, als er einer der ersten Mitarbeiter der "Kooperationsstelle Arbeiterkammer" der Bremer Universität wurde. In dem Team von Sozialforschern, Filmemachern und Arbeiterbildnern hatte Adolf aufgrund seiner Biografie, seiner Erfahrung und seiner klaren Orientierung eine zumindest informelle Schlüsselrolle. Legendär war seine Fähigkeit, sich mit "großen Geistern" wir dem Forschungsprofessor Michael Schumann ebenso produktiv auseinanderzusetzen wie mit dem Schweißer von der Werft.
Adolf Brock kommt aus Geseke/Westfalen, hat als u. a. Kranführer gearbeitet und war als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Metallgesellschaft, wo er u. a. auf Hermann Josef Abs (ehemaliger Vorstandschef der Deutschen Bank) traf. Sein Einzug in den Vorstand der IG Metall wurde kurz vor dem Gewerkschaftstag ausgebremst. Adolf war in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und ging irgendwann zur Volkshochschule nach Kiel, von wo aus er nach Bremen kam.
Adolf Brock war früh an Diskussionen beteiligt, die linke Soziologen und Gewerkschafter geführt haben. Er hat verwandschaftliche Beziehungen zu Konrad Frielinghaus. Adolfs Kernidee war die der politischen Arbeiterbildung als Breitenbildung, die die Grenzen der gewerkschaftlichen Funktionärsbildung durchbricht und als betriebsnahe Bildungsarbeit einen Beitrag zu gewerkschaftlichen Initiativen im Betrieb leistet. Hier gab es einen engen Bezug zu Hans Matthöfer.
(Einen Teil seiner) Berühmtheit hat Adolf Brock mit seinen Beiträgen zu einer 1969 bei der EVA erschienenen Reihe zu Konzepten für die Arbeiterbildung ("Themenkreis Betrieb") erlangt, die er gemeinsam mit Wolfgang Hindrichs, Reinhard Hoffmann, Oskar Negt, Willi Pöhler, Olaf Sund und Reinhard Welteke entwickelt hat. Adolf war der "Praktiker im Team", und auch an Oskar Negts bekanntem Werk zur emanzipatorischen Arbeiterbildung ("Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen") hat Adolf Brock seine Anteile.
Ich hatte das Glück, mit Adolf Brock nicht nur im Institut viele konzeptionelle Diskussionen führen zu können - er hat mich in vielen gemeinsam durchgeführten Seminaren in der politischen Arbeiter- und Erwachsenenbildung jahrelang angelernt und begleitet. Viele gemeinsame Veröffentlichungen zur Arbeiterbildung und zu gewerkschaftlichen Aktivitäten im Betrieb belegen unsere enge Verbindung.
Adolf Brock hat sich in der SPD ehrenamtlich engagiert und Beiträge zur politischen Bildung (insbesondere für die AfA) geleistet. In meiner Bonner Zeit beim Parteivorstand der SPD war Adolf Brock Mitglied im Beirat der Parteischule.
Im Jahr 2009 wurde Adolf Brock von der Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde verliehen.