Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

1963-68: Gymnasium an der Hamburger Straße

Das Gymnasium an der Hamburger Str. galt in Bremen als "gute Schule". In der 1986 veröffentlichten Schulchronik verwies der Direktor stolz darauf, dass das Lehrer-Kollegium nicht nur eine "Fachleiter-Hochburg", sondern auch eine "Direktoren-Schmiede" war. 1967/68 gab es auch Lehrer wie Ludwig Lüter und Klaus Möhring, die offen mit der außerparlamentarischen Opposition (APO) sympathisierten; unser Mathematik-Lehrer Jürgen Meuer bekam Ärger, weil er in Berlin an dem Vietnam-Kongress des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) teilgenommen hatte.

1967 habe ich die Schule in einer Leichtatlethik-Auswahl in Solna (Teil von Stockholm) vertreten. Mit 14 Jahren war ich zwar in einigen Disziplinen in der Schul-Hirarchie auf Platz 2 - aber international reichte es dann doch nur für die hinteren Plätze.   

Bei der Mitarbeit in der Redaktion der Schulzeitung, für die damals letztlich ein Lehrer verantwortlich war, habe ich vieles gelernt - die Erfahrungen waren 1969 hilfreich bei der Produktion einer eigenen Schüler-Zeitung.

Unsere Klasse war von 1963-68 zusammen; ein Highlight war die Klassenfahrt im April 1968 nach Berlin. Beeindruckend waren die Gedenkstätte Plötzensee und die optimistischen Planungen für das Märkische Viertel. Besucht wurden auch der Axel-Springer-Verlag (sichtbar waren die ausgebrannten Auslieferungsautos nach den Demonstrationen gegen das Dutschke-Attentat) und das Berliner Ensemble in Ostberlin (Aufführung: Brechts "Arturo Ui"). Jeder Schüler durfte (musste) einen kleinen Bericht über ein Thema seiner Wahl schreiben, entstanden ist ein Berichts-Band von 250 Seiten. Ich habe mich auf 23 Seiten mit der Entstehung der Studentenbewegung und deren Zielen auseinandergesetzt und in Berlin für kurze Interviews u. a. den ASTA der FU Berlin (ich erinnere mich an Sigrid Fronius) und das Büro des SDS besucht.

Die Schüler der Klasse 10a sind nach 1968 unterschiedliche Wege gegangen. Seltenheitswert dürfte die Tatsache haben, dass von den 16-18 Jungen der Klasse mindestens 4 zu deutschen Professoren geworden sind: Rüdiger Bormann (Präsident der Uni Bayreuth, im Zusammenhang mit Guttenbergs Plagiat häufig in den Medien), Gerhard Meyer (Psychologie, Uni Bremen, in den Medien präsenter Experte für Spiele-Sucht), Axel Viereck (Informatik, Dekan an der Hochschule Bremen) und Edgar Einemann (Hochschule Bremerhaven). 

Die 1988 vom Bildungssenator einer SPD-Alleinregierung geplante Schließung der Schule im Stadtteil Peterswerder  wegen angeblich absehbaren Schülermangels konnte durch die Organisierung von Mehrheiten innerhalb der Bremer SPD verhindert werden. Im Zentrum stand damals der SPD-Ortsverein Peterswerder unter meinem Vorsitz.