Edgar Einemann

Mez, L. (Hrsg.). (1979).
Der Atomkonflikt.
Berlin: Olle & Wolter.

Lutz Mez ist ein deutscher Politikwissenschaftler (langjährige Tätigkeit an der FU Berlin).

Die Aufsätze des Sammelbands vermitteln eine gute Übersicht über die Auseinandersetzungen um die Nutzung der Atomtechnologie am Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrtausends im internationalen Rahmen. Der Schwerpunkt liegt in Europa, aber es gibt auch Berichte über die USA und die Länder des "realen Sozialismus".

In den osteuropäischen Ländern des "realen Sozialismus" (Beitrag von Jörg Hallerbach, S. 54-82) wurde die Kernenergie offiziell "als Voraussetzung der Entwicklung der Produktivkräfte für den allmählichen Übergang zun Kommunismus" (S. 57) gefeiert. Die Sicherheitsphilosophie in kapitalistischen Staaten (immer mehr Beton und Stahl) wurde als ökonomisch unvertretbar kritisiert, ein größerer Unfall als unwahrscheinlich ausgeschlossen und für die Zukunft eine Senkung der Barrieren gegen das Entweichen radioaktiver Substanden  wegen der immer besseren Technik vorhergesagt (S. 72).

Diese technologiepolitische Position wurde von der SED und der westdeutschen DKP geteilt, mitbestimmte Atomkraftwerke in der Hand des Volkes galten als gut. Damit waren die moskautreuen deutschen Kommunisten nicht wirklich Teil der Anti-AKW-Bewegung, und sie konnten politisch nicht vom Widerstand gegen die Nutzung der Kernenergie profitieren.