Das Werft-Projekt (1975-80)
Ein Meilenstein in der Industriesoziologie
Das "Werftprojekt" zur Analyse von Rationalisierung, Krise und Arbeiterbewusstsein war das erste von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) geförderte Drittmittel-Projekt an der Uni Bremen. Heute sieht die Uni hier einen Ausgangspunkt für die später anerkannten Exzellenz-Cluster. Dem Team von Michael Schumann (Fotos) wird bescheinigt, einen wichtigen Schritt für die Entwicklung der Industriesoziologie geleistet zu haben. Eine Einordnung in die Arbeiten zu "Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein" (Studien von Popitz/Bahrdt und Kern/Schumann) habe ich 1978 in einem Artikel vorgenommen.
Ende der siebziger Jahre gab es (an den Universitäten!) intensive Diskussionen über das revolutionäre Potential der Arbeiterklasse, und maoistische Gruppen (wie der KBW) haben in einer Stadt wie Bremen problemlos 3.000 Demonstranten auf die Beine gebracht. Das empirisch angelegte Werftprojekt hatte eine ernüchternde Wirkung. Die 1982 abgeschlossenen Arbeit zum Krisenbewusstsein von Industriearbeitern bekommt heute eine neue Aktualität.
Das Ziel des Werftprojekts war auch ein praxisbezogenes: es ging nicht nur um die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, sondern auch um die Entwicklung eines fundierten Beitrags zur Diskussion um die Humanisierung der Arbeit. Die Projekt-Idee (formuliert von Michael Schumann): "Es ist unsere Absicht, zu diesem Versuch, gewerkschaftliche Arbeitspolitik auf erweiterten argumentativen Grundlagen zu entfalten, einen Beitrag zu leisten...".
Das Forschungstteam hat sich an der Umsetzung der Ergebnisse beteiligt: Es wurden Filme gemeinsam mit einem Filmemacher (Günther Hörmann) produziert, der die beteiligten Werftarbeiter nach Bremen an den Schneidetisch geholt hat. Und es wurden Arbeiter-Bildungs-Seminare gemeinsam mit einem Bildungsexperten (Adolf Brock) unter intensiver Beteiligung von Betriebsräten aus der Werftindustrie durchgeführt.